Erfahrungsberichte

Das lange Warten auf Marion

Als sie 1977 heirateten, wünschten sich die beiden sehnlichst ein Kind. Doch auch nach zwei Jahren blieb eine Schwangerschaft aus. Der Frauenarzt stellte bei Heidi Zimmermann Verwachsungen im Eileiterbereich fest. Um den Eileiter wieder durchgängig zu machen, riet ihr der Arzt 1983 zu einem mikrochirurgischen Eingriff. Als es ein Jahr später wieder zu einem Eileiterverschluss kam, wurde das junge Paar mit der Tatsache konfrontiert, dass es mit 99%iger Sicherheit keine Kinder bekommen würde.

Diese Aussicht war für Heidi und Fritz Zimmermann ein grosser Schock. Die faulen Sprüche von Bekannten im Stil «Ihr müsst halt noch ein bisschen üben» trugen nur noch zur Verschlimmerung der Situation bei. Erst als sich vor allem Heidi entschloss, über ihre Krankheit zu sprechen, reagierten Bekannte und Freunde mit Betroffenheit und Verständnis. Das Paar versuchte sich mit der Situation abzufinden. Erst als es 1987 zu einer Eileiterschwangerschaft kam, stieg die Hoffnung auf ein eigenes Kind wieder. Doch bis dahin sollte es noch ein langer Weg sein. Zwei weitere Eileiterschwangerschaften folgten und der rechte Eileiter musste operativ entfernt werden. Die Chancen auf eine Schwangerschaft waren nun praktisch gleich null.

Als Heidi Zimmermann dann zum ersten Mal von der Möglichkeit einer In-vitro-Fertilisation hörte, meldete sie sich zur Abklärung im Universitätsspital Zürich an. Sie war damals voll berufstätig und nahm drei Monate Urlaub für die Behandlung, weil sie Hemmungen hatte, ihren Chef über die Situation aufzuklären. Als die drei Monate nicht ausreichten, entschloss sie sich, nun auch mit ihrem Chef offen über die Krankheit zu sprechen. Wider Erwarten reagierten ihr Vorgesetzter und auch ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen mit grossem Verständnis und setzten sich dafür ein, dass sie trotz zeitaufwändiger Behandlung weiter arbeiten konnte. Die Arbeit machte ihr nach wie vor Spass und lenkte sie von ihrem Problem ab. Nach sechs Behandlungszyklen wurde Heidi Zimmermann im November 1990 tatsächlich schwanger. Das Glücksgefühl, das sie und ihr Mann damals nach 13 Jahren Warten erlebten, war einfach unbeschreiblich. Heute sind die beiden stolze Eltern einer achtjährigen Tochter mit dem Namen Marion.

Rückblickend rät Heidi Zimmermann anderen Paaren eine möglichst frühe Abklärung, da die Fruchtbarkeit der Frau mit dem Alter abnimmt. Weiter empfiehlt sie Betroffenen, über ihre Krankheit zu sprechen. Ihr hat das Gespräch mit ihrem Mann, mit der Familie, Freunden und Bekannten sehr geholfen, denn plötzlich hat sie gemerkt, dass sie nicht allein mit ihrem Problem ist.

Das lange Warten auf Marion

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