Was lange währt, wird endlich gut
Ein knappes Jahr nach unserer Hochzeit entschlossen wir uns, eine Familie zu gründen. Ich war damals 25 Jahre alt, und das Thema Kinderlosigkeit war in den Medien sehr präsent. Ich hörte von Frauen, die seit zehn oder mehr Jahren vergeblich versuchten, ein Kind zu bekommen, dachte mir aber nichts weiter dabei.
Rund ein Jahr später war ich immer noch nicht schwanger, und dieser nicht gewollte Zustand beherrschte mein tägliches Leben immer mehr. Ich beschloss, nicht nur abzuwarten, sondern alles, was in meiner Macht lag zu unternehmen.
Nach ersten Untersuchungen beim Frauenarzt war eigentlich alles in Ordnung. Trotz eines nicht ganz regelmässigen Eisprungs und nicht ganz superschnellen Spermien stand einer spontanen Schwangerschaft nichts entgegen - ausser dem Wunsch und dem selbst auferlegten Erfolgsdruck, unbedingt schwanger zu werden. Mein Frauenarzt meinte, es brauche einfach etwas mehr Zeit.
Diese Geduld hatte ich aber nicht! Also versuchten wir dem Eisprung mit Clomifen auf die Sprünge zu helfen. Mit drei erfolglosen Versuchen, einer Bauchspiegelung zur Kontrolle der Durchgängigkeit der Eileiter und einer Entfernung der Krampfadern im Hoden meines Mannes ging ein weiteres Jahr vorbei. Mein Leben wurde sehr stark durch die Situation in Mitleidenschaft gezogen. Das ständige Hoch und Tief zerrte an meinen Nerven. Jede Menstruation stürzte mich in tiefe Verzweiflung. Was würde ich tun, falls es nie klappen würde? Langjährige Freundschaften mit Paaren, die in dieser Zeit ein Kind erwarteten, zerbrachen an unserem Problem - wobei ich mehr damit zu kämpfen hatte als mein Mann.
So konnte es nicht weitergehen! Ich setzte mir ein Ziel: Entweder bin ich bis zu meinem 30. Geburtstag schwanger, oder ich muss mich damit abfinden, keine Kinder zu haben. In jenem Falle werde ich mir mein Leben neu ausrichten müssen. Dieses ständige Hoffen und Bangen würde ich nie und nimmer so lange mitmachen, geschweige denn ertragen.
So entschieden wir uns im Sommer 1998 für eine In-vitro-Fertilisation. Die Medikamente zur Eizellstimulation und auch das Spritzensetzen machten mir gar nichts aus, und ich hatte auch keine nennenswerten Nebenwirkungen. Die zwei Wochen zwischen Embryo-Transfer und Schwangerschaftstest hingegen waren die Hölle. Ich versuchte, die Hoffnung möglichst klein zu halten, um bei einem negativen Bescheid nicht allzu tief zu fallen. Ich redete mir ein, dass es sowieso nicht geklappt hatte, und ging dabei meiner Familie ganz schön auf die Nerven. Einen Tag vor der Blutuntersuchung beim Frauenarzt kaufte ich mir in der Apotheke einen Schwangerschaftstest. Ich wollte es selber wissen und vorbereitet sein. Der Test war positiv. Ich hatte es also beim ersten Mal gepackt. Dies bestätigte mir einen Tag später auch mein Frauenarzt.
Um es kurz zu machen: 9 Monate später brachte ich ein gesundes Zwillingspärchen auf die Welt. Gute drei Jahre nach Beginn unserer Familienplanung war ich endlich Mutter geworden und ich war noch nicht einmal 30 Jahre alt. Mein Traum war in Erfüllung gegangen. Als die Zwillinge 18 Monate alt waren, beschlossen mein Mann und ich noch einen Versuch zu wagen. Wir hatten noch einige konservierte Eizellen "übrig" - entschieden aber, nur eines einzusetzen. Unser Besuch beim Arzt fiel mitten in meine Menstruation, so dass wir den Transfer um mindestens einen weiteren Monat verschieben mussten. Ich sollte mich bei Beginn der nächsten Menstruation bei ihm melden. Diese bekam ich aber nie. In diesem Monat wurde ich spontan schwanger. Mein Frauenarzt hatte also doch Recht. Es brauchte einfach etwas mehr Zeit als bei anderen Paaren.
Heute weiss ich, dass ich beim dritten Kind nicht im Traum daran gedacht habe, schwanger zu werden. Der Transfer sollte ja erst in ein bis zwei Monaten erfolgen. Mein Kopf war also völlig frei, und es war kein Druck und kein Erfolgszwang vorhanden.
Trotzdem bin ich froh, dass ich mich damals für eine IVF entschieden habe, obwohl ich erst 27 Jahre alt war und eigentlich noch jede Menge Zeit gehabt hätte. Jetzt habe ich drei gesunde Kinder, die mir jeden Tag Freude und Sorgen bereiten, wie alle anderen Kinder ihren Eltern auch.
Daniela