Tröste dich, Monika!
Liebe Monika Liebe Kinderwunschpaare Das Glück wird leider nie mit der Giesskanne ausgeschüttet - das musste auch ich erfahren.
Ich bin 34, Mutter einer 10- und einer fast 2-jährigen Tochter. Vielleicht fragen sich nun Leser/-innen, was ich auf dieser Homepage verloren habe - jede Menge:
Mit 23 wurde ich "versehentlich" schwanger; mein Haus- und gleichzeitig Frauenarzt verschrieb mir ein Antibiotika, das die Pillenwirkung (wohlverstanden auch von ihm verschrieben) hemmte und schwups war ich zu zweit. Gottseidank realisierte ich meine "Gemeinsamkeit" erst in der 16. Woche, sonst hätte mich mein damaliger Freund (heutiger Exmann) womöglich noch zu etwas überredet, das mir heute besonders leid täte...Ich wollte dieses Kind auf jeden Fall, auch wenn ich erst mit etwa 28 Kinder haben wollte, weil mein Freund noch studierte - aber eben, wie das Leben so spielt. Ich dachte damals, dass ich für etwas bestraft wurde, das mir schleierhaft war. Denn ich hätte einem Kind gegönnt, herbeigesehnt zu werden. So aber war meine mentale Vorbereitungszeit auf das Kind sehr kurz und die kleine süsse Tochter in meinem Arm hat mich so richtig überrumpelt.
Heute und vor allem in der Trennungs- und Scheidungsphase dankte ich diesem wundervollen Zufall x-fach, denn meine Tochter wird von mir heiss geliebt. Und ich erinnerte mich an das Schicksal, das mir dieses Mädchen schenkte - ich war froh, dass die Pille versagt hatte!!!
Nach der Scheidung lernte ich meinen heutigen Mann kennen, der ein eingefleischter Junggeselle war, aber selbst aus einer Patch-Work Grossfamilie (mit 7 Kindern) kommt. Wir beschlossen nach 3 Jahren Beziehung, es dem Zufall zu überlassen, von drei auf vier Personen zu "expandieren". Wir wären happy gewesen. Doch nichts geschah - die Mens kam pünktlich wie die SBB - ätsch.
Ich liess mich untersuchen, vergeudete wertvolle Zeit bei einem Frauenarzt, der mir das beten empfahl (!) und mich mit einem Fläschchen Gestagen wieder nach Hause schickte!!! Erst als ich protestierte und verlangte, endlich auch meinen Partner zu untersuchen, stellte sich tatsächlich heraus, dass mein Schatz so gut wie unfruchtbar war. (Er ist übrigens starker Raucher und hat nach einer weiteren Untersuchung den Befund erhalten, dass ein Hoden eine Krampfader aufweist.) Mit dieser niederschmetternden Diagnose suchte ich mir erst einmal einen neuen Frauenarzt (es gibt ja schliesslich genug, weshalb soll man sich nicht den "passenden" suchen dürfen...?).
Dieser handelte sofort und unkompliziert, ein richtiger Schatz! Er hat mich und meinen (bis dahin) Bräutigam nach Baden verwiesen, und nun zeigte sich endlich (nach fast vier Jahren) Licht am Ende des Tunnels. Wir entschieden uns ohne Umwege für die "sicherste" Version, "ICSI", das kennt ihr ja sicher alle - der Samen wird mit einer Mikropipette direkt in die Eizelle geführt. Ich lernte also, mir Spritzen zu machen (32, ich habs gezählt), machte eine Punktion mit und erhielt nach 3 weiteren Tagen via Transfer zwei befruchtete Eizellen eingesetzt.
Dann begann die Geduldprobe, das "sich in Samt packen wollen, um nur ja nichts kapputtzumachen". Daneben kam leider meine grosse Tochter rückblickend zu kurz. Aber ich bin auch nur ein Mensch und mir half, dass die Grosse sich sehnlichst ein Schwesterchen wünschte.
Nach vier Tagen erwachte ich morgens, war schrecklich, ja sogar tieftraurig und weinte fast grundlos. Heute vermute ich, dass sich zu diesem Zeitpunkt eine der beiden Eizellen verabschiedet hat. Doch die zweite Eizelle hats gepackt! Ich wurde wirklich schwanger. Im Juni 2000 kam dann unser Wunschkind zur Welt. Entsprechend heisst ihr zweiter Rufname "Desirée" (die ersehnte).
Wir wussten, dass von dem ganzen Stimulations- und Befruchtungsprozess zwei Blastozysten eingefroren wurden. Heute wäre der Transfer gewesen - doch beide haben den Auftauprozess nicht überlegt. Natürlich habe ich geweint, natürlich stürzte ich fast wieder in ein Loch der Traurigkeit, Wut, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit. Wut, weil ich zum Beispiel trotz fürchterlichem Heuschnupfen auf alle Mittel verzichtet habe und darunter leide, enttäuscht, weil ich fleissig die Utrogestan-Kugeli eingeführt habe und nun alles für die Katz war, traurig, weil ich mir schon fast das Geburtsdatum für "unsere Zwillinge" ausrechnete...aber es durfte nicht sein. Und wieder kommt der Verdacht, dass eine höhere Macht dies so entschieden hat oder zumindest dass ein Sinn darin besteht.
Vielleicht weiss ich einmal, weshalb jetzt der Zeitpunkt nicht richtig war, vielleicht gibt mein Mann doch noch das Rauchen auf und ich werde nochmals auf natürlichem Weg schwanger, vielleicht sollte ich nochmals nach Einsiedeln mit meinem Mann, um zu beten, vielleicht bleibt es auch bei meinen beiden Mädchen, für die ich so dankbar bin und die mir so viel schenken - ich sollte eigentlich zufrieden sein, nicht wahr? Und doch - da ist der Wunsch nach einem weiteren Kind, die Enttäuschung über die "genommene Chance".
Nun bin ich still vor mich traurig und hätte mich nicht meine Mutter sofort und liebevoll aufgefordert, den heutigen Tag mit ihr zu verbringen, würde ich wohl den lieben langen Tag heulen - ich fühle mich grässlich!!
Ob dich das wohl tröstet, Monika? Ob du wohl dennoch den Mut aufbringst und die Motivation, den Kampf nochmals aufzunehmen? Ob du wohl auch nach Einsiedeln fährst, um zu beten und dich in das grosse Buch einzuschreiben, wie ich es tat vor drei Jahren? Ich nahm von dort viel Kraft mit und werde es wieder tun, denn schon am kommenden Montag telefoniere ich nochmals mit der Klinik und beschreite einen neuen Zyklus - ich will es nochmals wissen!
Ich wünsche allen, die ähnliche Odysseen durchlaufen, die Kraft, an das Licht zu glauben und daran, dass es eine Macht gibt, die wir nicht (be-)greifen können. Ich wünsche allen, dass sie sich durch eigenes Niederschreiben ihrer Geschichte die Traurigkeit aus dem Herzen schreiben können damit wieder Platz frei wird für neue Hoffnung und neue Motivation - ich wünsche euch das von Herzen!
Karin