Nur Mut
Eigentlich hab ich gar kein Recht, hier meine Geschichte zu erzählen, wenn ich eure lese. Ich habe vor ca. einem halben Jahr die Pille abgesetzt, in dem sicheren Glauben, sofort schwanger zu werden. Ha - ich glaub, das denken viele. Leider ist dies eher Zufall. Schon bei der ersten Periode nach dem Absetzen hatte ich mit den Tränen zu kämpfen. Mag sein, dass ich besonders sensibel bin, aber ich denke bei vielen Frauen ist es ähnlich. Jeder Frau, die mir erzählen will, sie denke nicht jeden Monat kurz vor eintreten der Periode an die mögliche Schwangeschaft, der kann ich nicht glauben.
Und auch ich hab sehr viel daran gedacht. Dies äußerte sich in meinem Redebedürfnis. Allerdings beschlossen wir ganz bewusst, es nicht vielen zu erzählen, um uns unangenehme Fragen vom Leibe zu halten, und dies empfehle ich jedem Paar. Um so mehr Personen eingeweiht sind, umso mehr bohrende Fragen und Sprüche kommen leider auch.
Auf jeden Fall gab es für mich nur noch ein Thema. Natürlich - wie es halt immer so ist - wurden um mich rum alle schwanger. Welch Ironie. Cousine, Freundin und Arbeitskollegin alle waren auf einmal schwanger, Leute von denen ich noch nicht mal wusste, dass sie Kind haben wollen. Vielleicht ist es auch einfach die subjektive Wahrnehmung, dass egal wo man hinschaut überall Schwanger oder Mütter zu sehen sind. Ich weiss es nicht.
Ein schlimmer Tag und somit auch die Wende war, als meine Cousine der gesamten Familie an dem rundem Geburtstag meiner Oma, das erste Urenkel (natürlich noch ungeboren) ankündigte. Vor lauter Namensdisskusionen und Schwangerschaftsberichten wurde mir ganz schlecht. Und meine Laune wurde natürlich auch immer schlechter ... Auf der Toilette konnte ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken.
Ich stresste mich und somit automatisch meinen Freund und meine Eltern wahnsinnig. Im Nachhinein frage ich mich sowieso, wie sie das nur aushalten konnten. Bei nicht sofortigen Eintritt der Periode wurde der Schwangerschaftstest hervorgerissen. Der war natürlich jedes Mal negativ, was meinen Zustand und auch den Druck nur noch verschlimmerte.
Nach ca. fünf Monaten ging ich zum Frauenarzt, um über dieses Thema zu reden. Ein sehr verständnisvoller Arzt - der dann bei der Untersuchung einen schlimmen Pilz feststellte, den ich bisher nicht bemerkte. Ein eventueller Grund, der sich nicht einstellenden Schwangerschaft ... also 6 Tage Antibiotika-Kur. Dann sollte ich die Temperatur messen, um festzustellen ob ich überhaupt einen Eisprung habe. Ein für mich niederschmettender Besuch beim Arzt. Hat mich wirklich einen halben Meter zurückgeworfen.
Zusätzlich zur Temperatur-Messung beschloss ich den Persona anzuwenden. Ein Gerät, welches ein bestimmtes Hormon aus dem Urin bestimmt, und anhand dieses Hormones die fruchtbaren und die nicht fruchtbaren Tage anzeigt. Eigentlich ist dieses Gerät zur Schwangerschaftsverhütung gedacht, an Tagen mit grünem Licht kann man ohne Verhütung miteinander schlafen, an den Tagen mit rotem Licht soll man verhüten oder auf Sex verzichten.
Los gehts mit dem ersten Tag der nächsten Regel, diese kam nicht. Gestern hab ich einen Test gemacht positiv, bin gleich danach zum Frauenarzt und hab zur Sicherheit noch einen gemacht - auch positiv. Überglücklich - aber ehrlich gesagt auch ein mumliges Gefühl. Ich denke ich bin nur deshalb schwanger geworden, weil ich dachte, ich kann es zu der Zeit des Geschlechtsverkehrs nicht schwanger werden. Und zwar muss es in der Zeit kurz vor oder kurz nach dem Pilz gewesen sein. Da ich in der Zeit völlig druckfrei und entspannt war, da ich sowíeso nicht schwanger werden konnte (dachte ich zumindest), hats geklappt.
Mädels, im Endeffekt hat es zwar bei mir nur ein halbes Jahr gedauert, aber die Gefühle und Gedanken während der Wartezeit sind die selben - natürlich auch die Enttäuschung. Ich will euch sagen, macht euch nicht verrückt - leicht gesagt, ich weiss, aber jeder Druck, jede Erwartung und jedes monatliche Hoffen ist Gift für die gewünschte Schwangerschaft. Ich wünsch euch viel viel Glück und Ruhe ...
In liebevollen Gedanken Ramona + ???