IVF hat unseren grössten Wunsch erfüllt
Hallo,
Da es mich immer getröstet hat, andere Erfahrungsberichte zu lesen, möchte ich Euch meine Geschichte nicht vorenthalten. Ich hoffe ich kann damit etwas Mut machen.
Für meinen Mann und mich war schon immer klar, dass wir eine Familie haben wollten. Nach 5 Jahren Zusammensein haben wir deshalb 1997 geheiratet und ich die Pille abgesetzt. Es verging ein Jahr ohne dass etwas passierte, was uns langsam etwas beunruhigte. Dann im Oktober 98 war ich schwanger! Die Freude war gross. Leider bekam ich in der 6. Woche starke Blutungen und verlor das Kind. Wir waren am Boden zerstört. Immerhin wusste ich, dass ich schwanger werden konnte.
Tatsächlich war ich im Januar 99 gleich wieder schwanger. Diesmal war ich ziemlich ängstlich, dass ich es wieder verlieren könnte. Leider war alles wieder sehr ähnlich, und ich verlor das Kind in der 7. Woche. Wir waren unsäglich traurig. Der Frauenarzt war auch nicht gerade einfühlsam und meinte nur, dass man erst nach 3 Fehlgeburten genauere Untersuchungen machte.
Mein Mann und ich versuchten den Mut nicht zu verlieren und übten weiter.Wir machten eine lange Reise und nahmen uns viel Zeit füreinander. Trotzdem wurde ich einfach nicht mehr schwanger. Die Trauer über die Verluste war mittlerweile etwas kleiner geworden, aber der Kinderwunsch wurde immer akuter. Jeden Monat fiel ich in ein tiefes Loch, überall sah ich Schwangere und ich brach sogar den Kontakt zu verschiedenen guten Freunden ab, weil diese kleine Kinder hatten. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das richtig war. Mit den meisten Freunden habe ich offen über unsere Situation geredet, so dass sie mich etwas verstehen konnten. Man muss sich in der schwierigen Lage selber schützen und nicht noch zusätzlich brutalen Situationen aussetzen.
Nach einem Jahr, Anfang 2000, beschlossen wir uns untersuchen zu lassen. Wir fanden einen netten Arzt, der die ersten Tests vornahm. Mein Zyklus war regelmässig, die Hormone ok und bei meinem Mann war ebenfalls alles ok. Der Arzt schlug vor erstmals nur den Zyklus zu überwachen, damit wir an den richtigen Tagen Verkehr haben konnten. Nach einigen Zyklen zog der Arzt leider weg und sein Ersatz arbeitete viel weniger modern - ich sollte Temperaturkurven messen. Nach einigen Zyklen meinte er wir sollten es mit Clomifen versuchen, da meine Eizellen etwas zu klein schienen. Die ganze Geschichte mit der Temperaturmessung stresste mich zusehends und auch der Arzt war mir nicht symphatisch. Nach 3 Clomifen Zyklen machte ich deshalb erst einmal eine Pause. Unterdessen hatte ich die Hoffnung schon ziemlich aufgegeben. Der Arzt schien mich nicht ernst zu nehmen und wollte auch die Durchgängigkeit der Eileiter nicht testen, da ich ja schon mal schwanger gewesen war. Ich versuchte mich abzulenken und engagierte mich stärker in meinem geliebten Beruf.
Schliesslich suchten wir uns eine neue Ärztin - ja, diesmal wollte ich eine Frau, und zwar eine, die auch IVF machen würde. Bei ihr ging es dann endlich zügiger weiter (ich war jetzt ja auch schon 30). Eileiter-Röntgen, Bauch- und Gebärmutterspiegelung und nochmalige genaue Tests der Hormone und meines Mannes beim Urologen brachten keine Probleme zutage. Langsam wünschte ich mir einfach, dass sie endlich etwas finden würden. Aber alles schien ok zu sein. Ich hatte immer häufiger Angst, dass alles an meinem Kopf liegen könnte und ging deshalb auch zu einem Psychiater. Die Gespräche mit ihm haben mir doch sehr geholfen. Ich wurde ruhiger und gab mir weniger die Schuld an allem. Zum Glück hatten die ganzen Probleme meinen Mann und mich noch enger zusammengeschweisst, trotzdem tat es gut, dass ich mich auch noch bei jemand anderem aussprechen konnte.
In meine Aerztin fasste ich mit der Zeit immer mehr Vertrauen. So machten wir 3 Inseminationen, leider ohne Erfolg. Unsere Aerztin schlug nun IVF vor.
Mein Mann und ich führten einige Gespräche, bis wir ganz sicher waren, dass wir diesen Weg gehen wollten. Zuerst gönnten wir uns nochmals eine 3 monatige Reise und starteten dann im Januar 2002 mit dem ersten IVF Zyklus.
Die ganze Behandlung mit den Hormonen, Eizellen, die zuerst nicht wachsen wollten und den häufigen Absenzen im Geschäft war vorallem psychisch anstrengend, und ich war froh um die Gespräche mit meinem Psychiater.
Körperlich hat alles gut funktioniert und mir wurden 8 Eizellen entnommen, von welchen sich 6 befruchteten. 2 davon liess ich mir wieder einpflanzen, und die restlichen wurden eingefroren.
Dann kam der grosse Tag des Transfers, irgendwie waren mein Mann und ich richtig euphorisch, endlich lagen die Chancen wieder einmal hoch (20-25%).
Es war auch gut zu wissen, dass wir für den nächsten Versuch noch gefrorene befruchtete Eizellen haben würden. Die zwei Warte-Wochen waren unglaublich hart. Ich achtete auf jedes Zwicken in meinem Bauch. Im Geschäft war gerade ein riesen Stress und ich wollte mich doch nicht so aufregen. Ohne meinen Mann hätte ich die 2 Wochen nie überstanden. Schliesslich war endlich der Bluttest und ich konnte am nächsten Morgen anrufen. Ich war so nervös, dass ich am Telefon keinen gescheiten Satz sagen konnte. Als die Aerztin sagte, ich sei schwanger, weinte ich nur noch. Wir waren überglücklich, beim ersten Versuch hatte es geklappt, das hätten wir nie zu hoffen gewagt. Gleichzeitig war aber auch sofort wieder die Angst vor einer Fehlgeburt da.
Von jetzt an will ich es kurz machen. Der erste Ultraschall zeigte, dass sich beide Embryonen eingenistet hatten. Wir waren überglücklich, nur hatte ich nun noch mehr Angst, da bei Zwillingen das Risiko natürlich allgemein etwas grösser ist. Die Angst wurde etwas kleiner, als die ersten 3 Monate um waren und sie wurde nochmals viel kleiner, als die 26. Woche um war und die Kinder prinzipiell lebensfähig waren. Alle Schwangerschafts-Beschwerden haben mich nicht so gestört wie diese Angst. Ich habe mich zum Schluss extrem geschont, damit die Kinder möglichst lange in mir bleiben würden. Schliesslich wurden wir am 9.Oktober 2002 Eltern von zwei gesunden Buben.
Manchmal kann ich auch heute unser Glück kaum fassen. Ich bin jedesmal mit den Paaren traurig, die unter unerfülltem Kinderwunsch leiden. Ich hoffe ich konnte jemandem mit diesem Bericht etwas Hoffnung geben.
Liebe Grüsse
Myriam
Nachfolgend ein paar Tips aus eigener Erfahrung für die schwere Zeit:
* Seid egoistisch und vermeidet Situationen die weh tun (z.B. Taufen...)
* Arzt wechseln, wenn das Vertrauen fehlt
* Gönnt Euch auch eine psychiatrische Betreuung (die Krankenkasse zahlt)
* Treibt die Behandlungen zügig voran, aber plant auch bewusst Pausen ein