Ein unterlassener Versuch ist ein missglückter Versuch
Hallo zusammen,
habe endlich den Mut gefasst hier meine Gedanken niederzuschreiben. War schon etliche Male auf Eurer Home-Page und habe die Erfahrungsberichte gelesen - nun folgt der meinige.
Bin seit 6 Jahren mit meinem Mann zusammen, und wir sind nun schon über drei Jahre am "üben". Leider sind alle Versuche immer fehlgeschlagen. Nach langem - zu langem - zögern wagten wir den Schritt zum Arzt, um die ganze Situation abzuklären. Bei mir (35 Jahre) alles io, bei meinem Mann (ebenfalls 35 Jahre) war das Resultat der Spermien-Untersuchung leider sehr negativ. Das "Urteil" unseres Arztes: "Auf normalem Wege werden Sie nie Kinder kriegen können!" - "Paff", da war er, der berühmte Schlag mit der Faust mitten ins Gesicht. Wir waren beide sehr traurig über diesen Bericht, dachten, tja, jetzt wissen wirs, es soll halt nicht sein.
Es ist sehr schwer sich mit diesem "Resultat" abzufinden, man kann es kaum glauben und doch ist es so. Nach langem Nachdenken meldete ich uns in der "Kinderwunsch-Abteil" des Kantonsspitals an (auf Anraten unseres Arztes übrigens). Wir bekamen einen Termin im Februar, mitten in unseren geplanten Skiferien - wir mussten nicht lange überlegen, dafür unterbrechen wir unsere Skiferien und nehmen den Termin an.
Völlig nervös sitzen wir im Warteraum der Kinderwunsch-Abteilung, ein mulmiges Gefühl - jedoch wir haben gemerkt, wir sind nicht alleine mit diesem Problem, der Warteraum war "platschvoll" mit Menschen, die ähnliche oder gleiche Probleme haben. Juhui, ein Lichtblick für uns denn man fühlt sich schnell alleine mit einem solchen Problem da man es auch nicht überall rumerzählt.
Endlich, wir wurden aufgerufen - die Ärztin hatte bereits all unsere Unterlagen und checkte mit uns die momentane Situation ab. Nach einer kurzen Diskussion meinte sie: "Kein Problem, wir können Ihnen helfen, wenn sie das wirklich wollen!" - Erleichterung, ja sogar kleine Glücksgefühle bekamen uns beide - es gibt Hoffnung !
Auch für diese Ärztin war klar, auf normalem Wege kann es bei uns keine Kinder geben, und deshalb schlug sie uns eine ICSI-Behandlung vor, und zwar sollte der Beginn der Behandlung so rasch wie möglich sein - wir sind halt auch nicht mehr die Jüngsten - je früher umso besser. Wir bekamen Broschüren, Unterlagen usw. zu diesem Thema und fuhren retour in die Skiferien. Haben alles durchgelesen und lange darüber diskutiert, ob wir diese ICSI-Behandlung machen wollen oder nicht - bzw. ob wir wirklich auf diesem Wege Kinder "zeugen" wollen. Der Wunsch, Kinder zu haben, ist zu gross, um sich gegen eine ICSI-Behandlung zu entschliessen. Die Chance, auf diesem Wege Kinder zu kriegen, wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Tja, nun hat die Behandlung hat begonnen, ich bekam meine erste Spritze, damit mein Körper eine Meno-Pause einlegt und ich in ca. 14 Tagen mit der Hormonbehandlung beginnen kann. In vier Wochen ist dann der ICSI-Transfer geplant und dann kommt das lange warten, nimmt mein Körper die befruchtete Eizelle an oder nicht, schwanger oder nicht?
Bis zum Tage X geht es jetzt noch ca. 6-7 Wochen, es werden lange Wochen für uns werden.
Wir haben uns ganz fest vorgenommen, den Mut, die Hoffnung und vorallem das positive Denken nicht zu verlieren, egal wies kommt!
Wir wären überglücklich, wenns klappen würde - wenn nicht, dann können wir wenigstens sagen: "Wir haben es versucht!" und müssen uns nicht in ein paar Jahren sagen: "Hätten wir damals bloss den Mut gehabt es zu versuchen!" - in diesem Sinne, ein unterlassener Versuch ist ein missglückter Versuch!
Ich könnte noch lange schreiben, beende nun aber hier mein "Erfahrungsbericht" - melde mich im wieder!
Vielen Dank fürs "zuhören" und bis bald.
Äs liäbs Grüässli
Claudia