Dauernd auf der Achterbahn der Gefühle
Ich wünsche mir nichts sehnlicher als ein eigenes Baby. Kurz vor der Hochzeit im Mai 2004 setzte ich die Pille ab, in der Hoffnung bald schwanger zu werden.
Jeden Monat die selbe Enttäuschung und viele, viele Tränen...
Ich bin von Beruf Kinderkrankenschwester und arbeitete auf dem Wochenbett. Für mich war es bald einmal unmöglich so viel dort zu arbeiten. Dauernd am Glück anderen teilhaben zu müssen war in meiner Situation sehr schwer. Darum reduzierte ich auf 60%. Dies musste ich im Team natürlich kommunizieren.
Von da an ging ich mit meinem Problem sehr offen um. Für mich war dies der richtige Weg. Ich wurde nicht mehr immer gefragt ob ich schwanger sei und niemand starrte mir auf den Bauch.
So viel Freizeit zu haben und dauernd zu grübeln war auch nicht die Lösung. Viele sagten du bist ja noch jung (damals 28), du musst es gelassen nehmen...Vergiss es; das geht einfach nicht!
Nach 10 Monaten (viele denken schon) hielt ich es nicht mehr aus. Doch meine Frauenärztin sagte, vor einem Jahr klärt "man" nichts ab.
So gelang ich an die Internetseite Kinderwunsch.ch und rief bei der Hotlinie an.
Endlich jemand der mich echt verstanden hat! Wie eine Erlösung! Sie sagte mir, wir sollen mit den Abklärungen beginnen...
Mit dem Resultat: wir können spontan keine Kinder haben, weil die Sperma von meinem Mann schlecht sind.
Jetzt wussten wir es! Nun ging die Warterei weiter, bis zu unserem ersten Termin für eine künstliche Befruchtung im Juli 2005.
Die Freude war riesig, dass es auf Anhieb geklappt hat! Ich konnte mich fast nicht bremsen mit den Vorbereitungen...
Ich wusste ja schon, dass die Schwangerschaft noch sehr frisch ist, doch die Freude und das Gefühl der Zweisamkeit mit dem Baby war wunderschön und ich genoss es vom ersten Tag an in vollen Zügen!
Juppiii; die 12.SSW geschafft! Jetzt wird alles gut....
Leider weit gefehlt...Unser Stärndli verliess uns in der 13.SSW. Auf dem Ultraschall war nur noch schwarz zu sehen. Er war leer und in mir entstand eine tiefe Leere und eine unbeschreibliche Trauer über den Verlust!
Jetzt profitierte ich erneut von meiner Offenheit, denn alle wussten von meiner Schwangerschaft und konnten jetzt auch mit mir trauern!
Nun war ich wieder fast gleich weit wie vor der ersten IVF. Würde mich gerne verkriechen, was aber keine Lösung war. Sah überall Babybäuche und Kinderwagen und vor allem arbeitete ich immer noch auf dem Wochenbett, wo ich dauernd mit dem Glück anderer konfrontiert war...es war sehr belastend!
Im Februar 2006 war der zweite Versuch. Es konnten zwei "Eskimos" eingesetzt werden. Wir waren natürlich voller Hoffnung und Zuversicht! Der Transfer ohne Punktion war viel einfacher und darum ging es mir körperlich sehr gut. Doch der psychische Stress war immens gross!
Leider wieder schlechte Nachrichten!
Jetzt war für mich die Zeit gekommen, ich gab meinen Traumjob als Kinderkrankenschwester schweren Herzens auf, denn aus meinem Traumjob wurde ein Alptraum!
Jetzt habe ich noch mehr Zeit, die ich eigentlich nicht brauche...es ist keine gute Lösung, aber es ist eine und sie ist besser als weiter zu arbeiten. Ich schaffte es einfach nicht mehr, täglich anderen zu Ihrem Glück zu gratulieren. Es gab jedes mal einen Stich mitten in mein Herz......
Im Mai 2006 mussten wir erneut eine Enttäuschung verkraften. Es begann schon damit, dass wir nur einen "Eskimo" einsetzen konnten. Dieser nistete sich nicht ein.
Die Hoffnung wird immer kleiner, die Angst nie Mami werden zu dürfen immer gösser und der Wunsch danach unbeschreiblich gross. Dauernd auf einer Achterbahn der Gefühle zu sein ist sehr belastend, für mich, für die Beziehung zu meinem lieben Mann und für das ganze Umfeld. Darum holte ich mir auch Hilfe bei einer Psychologin. Die kann mir zwar kein Kind geben, aber ich kann dort reden und ich riskiere bei einem falschen Wort oder zu viel immer von diesem "leidigen Thema" keine Freundschaft.
Irgendwo her bekomme ich immer wieder etwas Kraft zum Weiterkämpfen. Ich will nicht aufgeben, denn ich möchte ja sooooo gern Mami werden!
Im Moment spritze ich mir wieder täglich schön brav die Hormone und hoffe, dass diesmal das Glück eher auf unserer Seite ist!
Wir werden im Juli unsere letzten beiden "Eskimos" versuchen einzusetzen.
Es hat gut getan, meine Erlebnisse mit meinem immens grossen Kinderwunsch einmal von Anfang an niederzuschreiben. Bis jetzt hatte ich mir mit Euren Berichten öfters die Zeit vertrieben und dabei gemerkt, dass ich nicht alleine bin.
Ich wünsche allen anderen die im selben Boot sitzen viel Kraft zum Weiterkämpfen und grüsse Euch alle herzlich
Claudia